Rocken am Brocken konnte trotz Pandemie stattfinden. Knapp 2000 Leute besuchten das kleine Festival im Harz und erlebten ein (fast) normales Festivalwochenende.
Am Freitag regnet es ein bisschen, doch das macht nichts. Mithilfe des Nachbarcamps gelingt der Pavillon-Aufbau und schon bald sitzen wir darunter, in der Hand ein Dosenbier. Um uns herum bauen Festivalbesucher*innen ihre Zelte auf und die Dixiklos werden eingeweiht. Eine riesige Wiese steht voller Zelte und Pavillons , von weitem sieht man bereits die Bühne. Umgeben wird das Gelände von einem Nadelwald, schließlich befinden wir uns im Harz.
Innerhalb einer Stunde kennen wir alle Camps um uns herum und schließen uns für die erste Runde Flunkyball zusammen. Die Stimmung ist ausgelassen, die Menschen umarmen einander und werden immer betrunkener, bis es schließlich Zeit ist, zur Bühne zu spazieren. Im Line-Up stehen unter anderem Jeremias, Faber, Kat Frankie, Razz, Raum27 und Black Sea Dahu.

Festival in der Pandemie, wie geht das?
Natürlich gab es Einschränkungen, denn kein*e Veranstalter*in hätte das Festival einfach so stattfinden lassen. Rocken am Brocken verkleinerte sich von 5000 auf 2000 Teilnehmende. Alle mussten bereits vor der Anreise einen Test machen. Vermutlich, damit die Positiven gar nicht erst losfahren. Vor Ort erfolgte ein weiterer Test und erst mit negativem Ergebnis durften die Leute das Gelände betreten. Wer getestet war, bekam ein gelb gestreiftes Bändchen aus Papier und konnte weitergehen, um das Rocken am Brocken Bändchen abzuholen. Am zweiten Festivaltag mussten wieder alle getestet werden, diesmal war das Papierbändchen weiß, damit niemand schummelt. Beim Eingang erhielten außerdem alle eine Flasche Desinfektionsmittel.
In der Schlange vor dem Festivalgelände, am Merchandise, am Getränkestand sowie auf den Toiletten mussten die Besucher*innen einen Mund-Nasen-Schutz tragen. In der Konzertmenge aber nicht, so dass das Konzerterlebnis wie vor Corona war: Gedränge, Tanzen ohne Abstand und Mosh-Pits. Was ein Mundschutz dann beim Schlangestehen bringt, bleibt ein Rätsel.
Generelles zu Rocken am Brocken
Rocken am Brocken findet seit 2007 jährlich im kleinen Örtchen Elend bei Sorge statt. Das Motto des Festivals lautet „Natur-Musik-Freundschaft“, was es in diesem Jahr gänzlich erfüllte. Beim Eingang erhielt jede*r zwei Müllsäcke und wir erlebten sehr umweltbewusste Menschen, die ihren Müll tatsächlich trennten. Auf Festivals durchaus eine Seltenheit. Am Abreisetag sah der Campingplatz fast aus wie vorher und das, ohne dass er in Green- und Standardcamping aufgeteilt ist. Auch Kippenstummel sahen wir niemanden auf den Boden werfen, sie wurden brav eingesammelt. Wobei das Rauchen und Feuer generell auf dem Zeltplatz laut den FAQ von Rocken am Brocken eigentlich verboten ist, da akute Waldbrandgefahr herrsche. Somit sind auch Grillen und Gaskocher eigentlich nicht erlaubt. Eigentlich – Denn an diesem Wochenende regnete es alle paar Stunden, somit schien das Verbot niemanden zu interessieren. Die Leute benutzen trotzdem Gaskocher und rauchten, grillen sahen wir niemanden. Bei heißem Wetter wird diese Regel vermutlich ernster genommen, besonders, wenn man sich einige Teile des Waldes im Nationalpark Harz anschaut. Viele Bäume sehen ziemlich tot aus.
Musikalisch ereignet sich Rocken am Brocken auf drei Bühnen: Hauptbühne, kleine Bühne neben der Hauptbühne und Hexenhütte. Haupt- und Nebenbühne wechseln sich stets mit den Bands ab, so dass keine Umbaupause entsteht. Die Besucher*innen müssen sich lediglich umdrehen, denn die Bühnen stehen schräg nebeneinander. Einen abgetrennten Innenraum gab es in diesem Jahr nicht. Wer zu elektronischer Musik tanzen will, sieht den DJs in der Hexenhütte zu. Der Platz davor war leider ziemlich schlammig wegen des Regens.
Ein kleines Food-LineUp gab es ebenfalls. Direkt auf dem Gelände war alles eher teuer, auf dem Zeltplatz stand ein Wagen mit Kaffee, Brötchen und Currywurst für 3,50€. Bei der Wurst konnte man sich aussuchen ob mit Fleisch, vegetarisch oder vegan, der Preis blieb der gleiche. Einkäufe fürs Camp müssen vorher erledigt werden, denn einen Supermarkt gibt es bei einem so kleinen Festival natürlich nicht vor Ort. Der nächste sei laut Veranstalter*innen in Braunlage. Bier und Essen werden also mitgebracht und geschleppt, was aufgrund des kurzen Laufwegs vom Auto zum Camp nicht allzu tragisch ist. Je nach Parkplatz und Zeltstandort dauert es etwa fünf bis zehn Minuten. Wer lieber im Auto schläft oder direkt mit einem Wohnmobil anreist, muss ein Womoticket für 15€ kaufen. Der Womo-Platz ist seperiert, aber direkt neben dem Zeltplatz.
Den Aspekt „Freundschaft“ erfüllte Rocken am Brocken in vollem Maße. Vielleicht sogar ein bisschen mehr, als Festivals vor der Pandemie – Alle waren lieb zueinander und sehr kontaktfreudig, was vielleicht daran lag, dass so lange nichts mehr ging und Anfang August endlich wieder möglich war. Mit Corona infiziert hat sich an diesem Wochenende niemand, was auf weitere Festivals mit ähnlichen Hygienekonzepten hoffen lässt, falls sich die Pandemie bis 2022 hinzieht. Vielleicht ist auch nächsten Sommer alles wieder normal und wir können ausgelassen und ohne Tests feiern, wer weiß.
Fotos: © Anny Bader/ Festivalistin
Schöner bildhafter Bericht wie immer. Es freut mich, dass du dieses Konzert genossen hast und dass diesmal das Wetter mitgespielt hat. LG PP
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